Schloss Eckartsau und die Donaurunde

Es ist Mai geworden. Auch wenn sich das Wetter derzeit noch von seiner wechselhaften Seite zeigt, ist der Frühling jetzt nicht mehr aufzuhalten. Besonders schön ist es jetzt in den Donauauen. Die Bäume entfalten ihr Blätterkleid, die Kastanien zeigen ihre Blüten und überall riecht es nach Bärlauch, der nun auch in weißer Farbe erblüht. Eine Wanderung ist besonders in Eckartsau wunderschön, deshalb begeben wir uns heute genau dorthin.

Wir überqueren bei Hainburg die Donaubrücke und biegen anschließend links ab. Durch mehrere Orte (unter anderem Stopfenreuth) geht es direkt nach Eckartsau. Dort angekommen, können wir auch schon das barocke Schloß mit seiner schönbrunnergelben Fassade sehen. Wer von Göttlesbrunn mit dem Fahrrad dorthin möchte, nimmt am besten die Radfähre in Haslau an der Donau Richtung Orth und fährt dann weiter auf dem Donauradweg Richtung Osten. Es folgt ein Schild, dass nach Eckartsau führt.

Eckartsau – Jagdschloss von Franz Ferdinand

Es lohnt sich zunächst eine Besichtigung des Schlosses und der Parkanlage, die bis zum Rand der Donauauen reicht. Bei einer sehr interessanten – und absolut empfehlenswerten – Führung bekommt man die Innenräume zu sehen, die noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind. Bei diesem Rundgang erfährt man einiges über die Jagdgewohnheiten der Habsburger, denen die Donauauen als Jagdgebiet dienten.

Besonders oft und gerne hat sich Thronfolger Franz Ferdinand in Eckartsau aufgehalten. Er war es auch, der das Schloss zwischen 1896 und 1897 generalsanieren ließ. Allerdings nahm sein Leben ein abruptes Ende, denn am 28. Juni 1914 wurde er bei einem Attentat in Sarajewo ermordet. Österreich-Ungarn trat anschließend in den Ersten Weltkrieg ein.

Residenz von Karl I.

Besondere Bedeutung erlangte das Schloss nochmals am Ende der Monarchie, als es als Residenz des letzten Kaisers von Österreich, Karl I., diente. Hier bearbeitete er Gesuche, die an ihm gerichet wurden. Sein Schreibtisch ist in einem der Räume noch zu sehen. Besonders ergreifend ist aber der Besuch der Kapelle, wo die Habsburger ihren letzten Gottesdienst in Österreich feiern, um anschließend ihre Fahrt ins Schweizer Exil anzutreten.

Neben Karl I. und seiner Frau Zita war auch Otto von Habsburg als Ministrant anwesend. Er wurde später Europaabgeordneter für Bayern im EU-Parlament und hat sich besondere Verdienste um die Einheit Europas erworben. Otto wirkte unter anderem auch beim Fall des Eisernen Vorhangs im Hintergrund mit.

Beliebte Filmkulisse

Das Schloss diente ausserdem schon als Filmkulisse. Im ORF/ZDF-Historiendrama „Das Sacher“ des österreichischen Regisseurs Robert Dornhelm spielt es eine wichtige Rolle. Die Sendereihe wurde erstmals zu Weihnachten 2016 ausgestrahlt. Dabei sind in den Hauptrollen die Schauspielerin Ursula Strauss als Anna Sacher und der Schauspieler Robert Palfrader als Hotelportier Sebastian Mayr zu sehen. Letzterer ist auch als Kaiser Robert Heinrich I. aus der ORF-Satireshow „Wir sind Kaiser“ bekannt.

Eine interessante Rolle spielte das Schloss auch im Historienfilm „Sisi“ des Regisseurs Xaver Schwarzenberger. Es diente als Kulisse der Kaiservilla in Bad Ischl. Bei dieser österreichisch-deutsch-italenischen Gemeinschaftsproduktion wird das Leben der österreichischen Kaiserin Elisabeth, Gemahlin von Franz Josef I., nachgezeichnet. Als Schauspieler sind unter anderem Martina Gedeck, Fritz Karl, Friedrich von Thun und Erwin Steinhauer zu erleben.

 

Die Eckartsauer Donaurunde – ein gemütlicher Spaziergang

Gleich beim Schloss startet dann auch die Eckartsauer Donaurunde, eine angenehme Wanderung durch die Donauauen. Sie weist keinerlei Schwierigkeiten auf, da großteils gerade und auf gut markerten und erhaltenen Wegen. Es geht vorbei an alten Eichen, blühenden Bärlauchfeldern und ein Stückchen der Donau entlang.

Nach zirka zwei Stunden erreicht man dann wieder das Schloss. Die Runde ist zu fast allen Jahreszeiten schön – denn jede Zeit hat so ihren Reiz. Im Frühling ist es das saftige Grün und der blühende Bärlauch, zur Herbstzeit die Verfärbung des Laubes. Die Ruhe und nach Futter suchende Tiere können Sie im Winter erleben. In den Sommermonaten kann sehr heiß in den Auen werden und auch viele Mücken sind dann dort, vor allem wenn es ein feuchter Sommer ist. Auf alle Fälle ist die Gegend von Eckartsau ein besonderes Natur- und Geschichtserlebnis. Ein Geheimtipp, der sich zu entdecken lohnt!

Infos:
Schloss Eckartsau
geöffnet von 1. April bis 1. November, Führungen jeweils um 11.00, 14.00 und 16.00 Uhr.
Gruppenführungen auch individuell möglich.
Telefon: + 43 (0)2214 2240
www.schlosseckartsau.at

Fahrzeit von Göttlesbrunn mit dem Auto: zirka 25 Minuten.

Text und Fotos: © Manfred Edelmann.