Rubens bis Makart – Die fürstlichen Sammlungen Liechtenstein

Eine sehr interessante Kunstaustellung ist derzeit in Wien zu sehen. Die Albertina präsentiert Meisterwerke von Rubens bis Makart aus dem fürstlichen Sammlungen Liechtenstein. Die Ausstellung umfaßt prächtige Gemälde, einzigartige Skupturen und graphische Werke von den großartigsten Künstlern ihrer Zeit.

Anlass der Ausstellung

Die Familie Liechtenstein, die eigentlich aus Niederösterreich stammt (Hauptsitz ist die Burg bei Mödling), besitzt schon seit dem Mittelalter umfangreiche Ländereien im Österreich, bis nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Mähren. In dieser Zeit beginnt die Adelsfamilie auch damit, Kunstwerke zu sammeln. Im Jahr 1599 wechselt Karl I. vom Protestantismus zum Katholizismus. Als er schließlich 1608 in den erblichen Fürstenstand erhoben wird, beginnt der Aufstieg des Hauses Liechtenstein zu einem der führenden Adelsgeschlechte in Europa. Der Höhepunkt wird erreicht, als im Jahr 1719 Kaiser Karl VI. die benachbarten Besitztümer Vaduz und Schellenberg zum Reichsfürstentum erhebt: Liechtenstein wird damit zum eigenständigen Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Das Jahr 2019 ist somit ein wichtiges Gedenkjahr, denn diese Ernennung ist nun exakt 300 Jahre her.

Die Geschichte Europas wird lebendig

Die Ausstellung ist ein Abbild der Geschichte Europas, denn sie spannt einen beeindruckenden Bogen von der italienischen Frührenaissance über das Zeitalter des Barocks bis zum Wiener Biedermeier und dem Historismus der Makart-Ära. In den Werken wird Bezug genommen auf Ereignisse und Persönlichkeiten, die unsere Kultur bis heute prägen. Ein gutes Beispiel ist die Büste des Marc Aurel, die sich gleich am Anfang der Ausstellung befindet. Die vergoldete Bronzeplastik ist ein Werk des italienischen Bildhauers Pier Jacopo Alari-Bonacolsi und bildet Kaiser Marcus Aurelius ab. Er war von 161 bis 180 n. Chr. römischer Kaiser und als Philosoph der letzte Vertreter der jüngeren Stoa. Unter seiner Regentschaft wurde Carnuntum zur Kaiserresidenz erhoben und zwischen 171 und 173 n. Chr. verfaßte er hier auch einige Kapitel seiner Selbstbetrachtungen. Manche Gedanken daraus fanden sich im späteren Christentum wieder und auch der Grundstein für ein bedeutendes Machtzentrum in Europa (man denke an die Herrschaft der Habsburger) wurde durch Marc Aurel gelegt. Für uns besonders interessant: Er brachte auch die Weinrebe in diese Gegend und legte damit das Fundament für den Weinbau, der bei uns in Carnuntum inzwischen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellt.

 

 

 

Diese Ausstellung inspiriert zu einigen solcher Geschichten, doch weitere Bespiele würden den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen. Erzählt werden sie von den großartigsten Künstlern ihrer Zeit, darunter Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyk, Pieter Breugel der Jüngere, Hyacinthe Rigaud, Giovanni Antonio Canal gen. Canaletto, Friedrich von Amerling, Ferdinand Georg Waldmüller, Quentin Massays der Ältere und Hans Makart.

Private Sammelleidenschaft

Die Kollektion von Kunstwerken ersten Ranges ist durch die leidenschaftliche Sammeltätigkeit der Fürsten kontinuierlich gewachsen und das ist bestens dokumentiert. Wien nimmt dabei eine besondere Stellung ein, denn bis 1938 hatte die Fürstenfamilie einen ständigen Wohnsitz hier. Aus dieser Zeit stammen die prächtigen Schlösser in der Innenstadt und im neuten Bezirk: Das Stadtpalais und das Gartenpalais. Im Stadtpalas in der Bankgasse wurde die Sammlung durch Fürst Adam Andreas I. ab 1705 präsentiert, im Gartenpalais am Alsergrund machte Fürst Johann I. von Liechtenstein die Sammlung ab 1810 der Öffentlichkeit zugänglich. Während des zweiten Weltkriegs verlegte die Familie ihren Wohnsitz und damit auch die Sammlungen nach Vaduz. Dennoch sind aber ausgewählte Werke nachwievor in den Galerien der beiden Palais zu bestaunen. Es finden regelmäßige öffentliche Führungen statt und wir können den Besuch nur empfehlen.

Seit dem 15. Februar können nun etliche Kunstwerke aus dem Liechtensteinschen Besitz in der Albertina besichtigt werden.

Copyright für alle Werke: LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz – Vienna
Fotos: Manfred Edelmann

Allgemeine Infos:

Die Ausstellung „Rubens bis Makart – Die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein“ findet noch bis 10. Juni 2019 in den Räumlichkeiten der Albertina in Wien statt. Es gibt laufend öffentliche Führungen, die genauen Termine kann man auf der Webseite der Albertina ersehen. Am Mittwoch, den 6. März 2019 um 17.30 Uhr gibt es außerdem eine Führung mit der Kuratorin Laura Ritter. Tickets sind am Tag der Führung um 4 Euro erhältlich, die Teilnehmerzahl ist jedoch begrenzt. Keine Anmeldung möglich, es gilt das „First come, First serve“ Prinzip.

Im „Salon Kümmernis. Flanieren und Diskutieren“ (Freitag, 22. Februar, 29. März, 26. April, 31. Mai, jeweils um 17.30 Uhr) können die Teilnehmer bei einem entspannten Rundgang ihre Empfindungen über die Kunstwerke mit anderen Menschen teilen. Ob es es in erster Linie um Kunsthistorisches geht oder über andere Dinge, ist völlig offen. Wahrscheinlich wird es aber über Schönheit gehen, oder Liebe und Begehren. Lassen Sie sich einfach überraschen! Die Führungstickets kosten 5 Euro und sind an der Museumskassa erhältlich. Auch hier ist keine Anmeldung möglich!

Die Albertina befindet sich Zentrum Wiens, gleich hinter der Staatsoper. Von Göttlesbrunn erreicht man Wien am besten mit dem Zug ab dem Bahnhof Bruck an der Leitha. Die Züge fahren bis Wien Hauptbahnhof, weiter geht es dann mit der U-Bahn Linie 1 bis zur Station Karlsplatz. Dort geht man über Ausgang „Oper“ ins Freie. Nachdem man die Staatsoper passiert hat, kann man schon die Albertina sehen.

Selbstverständlich lohnt sich auch ein Besuch aller anderen Ausstellungen! Wir wünschen viel Spaß und erkenntnisreiche Stunden!

Öffnungszeiten:
Täglich | 10 bis 18 Uhr
Mittwoch & Freitag | 10 bis 21 Uhr

Albertina-Museum
Albertinaplatz 1
1010 Wien
Tel. +43 1 534 83 0
Web: www.albertina.at
Mail: info@albertina.at